Für manche Menschen sind Träume nur die Verarbeitung des Alltaggeschehens. Für mich sind Sie viel mehr. Träume sind Botschaften aus einer anderen Welt oder man kann auch sagen aus dem Unterbewusstsein. Sie enthalten wichtige Informationen über den aktuellen Prozess des jeweiligen Menschen. Wenn du in einer Krise steckst, problematische Themen dein Leben durchschütteln oder dich Konflikte belasten und du gerade keine Lösung zur Hand hast, dann schaue dir deine Träume an. Sie weisen dir den Weg durch deinen aktuellen und sogar durch deinen chronischen Prozess.
Dafür ist es allerdings notwendig, dass du überhaupt träumst und diese auch erinnerst. Das Träumen und das Erinnern benötigen ein wenig Übung. Du kannst deine Träume einladen bevor du einschläfst. Bitte den jeweiligen Geist an den du glaubst (Gott, Vater Himmel, Mutter Erde, alle Wesen, das Universum oder auch dein Unterbewusstsein) darum, dass dir ein Traum geschenkt wird. Damit du ihn auch am nächsten Morgen noch weißt, nimm dir die Zeit und schreibe ihn auf, wenn du wach wirst. Lege dir am besten ein Buch und einen Stift dafür auf deinen Nachttisch.
Die meisten Menschen kennen die Traumdeutung, bei der mit Symbolen gearbeitet wird.
Es gibt eine intensivere und interessantere Art Träume anzuschauen. Schau dir alle Teile deines Traumes an, die eine besondere Rolle haben (Personen, du selbst als Träumer, das Auto, der Baum, der Teufel/Engel, ein Geist, Tiere usw.) Alle diese Traumteile sind Anteile deines Unterbewusstseins und damit psychische Anteile von dir selbst. Die einen kennst du gut, die anderen etwas weniger gut und manche sind dir absolut unbekannt. Wie verhalten sie sich? Was erleben oder tun sie? Die dir Unbekannten und die, mit dem dir fernsten Verhalten, sind die wichtigsten. Diese solltest du genau ansehen und erkunden.
Bist du im Leben, in deiner Identität eher angepasst, lieb und nett und kannst schlecht Grenzen setzen, so begegnen dir vielleicht in deinen Träumen Wesen oder Anteile, die frech, dominant, egoistisch, einnehmend und ziemlich wild erscheinen. Wahrscheinlich lehnst du diese erst einmal ab und findest sie unangenehm. Betrachte mehr die Energie, die Kraft, die sie mitbringen und das ohne Wertung. Der Bösewicht im Traum lädt dich ein im Leben etwas rücksichtsloser zu werden, nicht mehr alle Erwartungen der anderen zu erfüllen und mehr an dich selbst zu denken.
Ich arbeite mit meinen Klienten oft mit ihren Träumen an ihren Themen und Problemen. Dann sind sie eingeladen, den Traumteil, der ihnen am unbekanntesten erscheint zu verkörpern, um die Energie und die Kraft darin wahrzunehmen.
Im Schamanismus reist der Schamane in die Anderswelt, um abgespaltene Seelenanteile zurückzuholen, damit der Mensch in die körperliche und seelische Heilung gehen kann. Ähnlich ist es mit den Träumen. Sie zeigen dir, über die Traumanteile, abgelehnte und verstoßene Anteile deines Selbst, Teile, die bis jetzt nicht gelebt werden durften. Lieb, Nett und angepasst zu sein, war in deiner Kindheit vielleicht sicherer und brachte dir mehr Bindung und Liebe als selbstbestimmt, kraftvoll und wild zu sein. Dann verdrängst du ein Stück deines Selbst und lebst deine Identität einseitig weiter. Die Träume erinnern dich daran, dass noch etwas auf dich wartet, dass noch ein Teil oder Teile gesehen, gelebt und in deine Identität aufgenommen werden wollen.
Wie wäre es, wenn du mit dieser Energie deine Konflikte, deine Probleme oder deine Krise angehen würdest? Wer bist du, wenn du deinen neu gefundenen Teil in dein Leben, in deine Identität aufnimmst? Wie lebst du dann? Wie wirkst du damit in der Welt?
Deine Träume sind eine Form, mehr über dich und deine Prozesse im Leben zu erfahren. Sie sind weiße Botschaften aus dem Traumland, der Ebene des Träumens. Hier verbinden sich Teile deines Unterbewusstseins mit einem allwissenden Feld, mit deinen Ahnen, Archetypen und Mythen.
Vor längerer Zeit, vor Jahren hatte ich einen Traum, der mir heute noch so klar ist, als hätte ich ihn erst gestern geträumt.
In diesem Traum war ich eine kleine Ninja und gleichzeitig Beobachterin des Geschehens. Ich (die kleine Ninja) kämpfte in einem Keller gegen alle Wesen die hereinkamen. Ich kämpfte und kämpfte, ohne zu fragen wer das Wesen war und was es möchte. In diesem Kellerraum befand sich auch ein großer, älterer Ninja. Er saß ganz entspannt an der Wand auf dem Boden und schaute mir zu. Empört sagte die kleine Ninja zu ihm: „Steh auf und hilf mir. Wieso sitzt du so entspannt herum, wo hier so viel zu tun ist? Das ist nicht fair.“
Der große Ninja antwortete: „Du musst nicht kämpfen. Es ist deine Entscheidung. Setz dich doch zu mir.“
Das verstand die kleine Ninja nicht. Da kamen doch immer wieder Wesen und die mussten doch aufgehalten werden. Eins der Wesen machte die kleine Ninja, während des Kampfes, auf ein kleines Fenster, hoch oben in der Kellerwand, aufmerksam. „Schau, da ist ein Fenster.“
Zuerst ignorierte die Kleine Ninja das Fenster. Doch nach einiger Zeit des Kampfes flirtete das Fenster so sehr mit ihr, dass sie vom Kampf abließ, hinauf zum Fenster und hinaus kletterte. Draußen stand sie nun am Rand einer großen Wiese mit Blumen. Die Sonne schien. Sie war begeistert und überwältigt. So viel Raum, Freiheit, Wärme, Licht, Natur und Duft der Blumen. Das dauerte allerdings nicht lange an und ihr wurde langweilig. In ihr stieg eine Unruhe und sogar etwas Angst auf. Sie bemerkte: „Was soll ich hier? Ich kann doch nur kämpfen.“
Die kleine Ninja ist in diesem Traum ein Teil, den ich damals gut kannte. Ich war an vielen Stellen am Kämpfen. So hatte ich es gelernt. Man muss kämpfen, wenn man etwas erreichen will. Der große Ninja war mir eher unbekannt. Er saß entspannt und schaute zu. Das war der Teil meines Traumes, der eine Botschaft für mich bereithielt. So versetzte ich mich in diesen Teil und verkörperte ihn, indem ich mich gut einfühlte und versuchte aus den Augen des großen Ninjas zu schauen. Ich fühlte mich dabei ganz ruhig und gelassen. Da war kein Anlass zum Kampf. Dieser Teil brachte mir durch diesen Traum eine wichtige Erkenntnis. Ich kann kämpfen, weil ich etwas Bestimmtes erreichen möchte. Doch dabei übersehe oder bekämpfe ich sogar einige Dinge, Gelegenheiten, die mir das Leben entgegenbringt, da ich so stur und verbohrt versuche ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Kampf ist anstrengend und zehrt an den Kräften. Der große Ninja kämpft nicht. Er entspannt sich und schaut, was das Leben ihm entgegenbringt.
Du fährst mit dem Auto und hast etwas Zeitdruck. Ständig hängst du hinter einem anderen Auto fest und versuchst zu überholen, manchmal sogar mit riskanten Manövern. Hast du es geschafft gibst du Vollgas, um hinter dem nächsten Auto oder an der nächsten Ampel wieder abbremsen zu müssen. Am Ende bist du nicht schneller, als das rote Auto hinter dir, dass gleichmäßig entspannt fuhr und dich trotzdem immer wieder einholte. Du hast nicht mehr erreicht als der andere Fahrer, nur bist du gestresst und verärgert.
Mein Traum wies mich darauf hin, den Teil, den der große Ninja repräsentiert, mehr in mein Leben, in meine Identität zu integrieren, entspannter zu werden und den Hinweisen des Lebens zu lauschen, wo es gerade langgeht und was wichtig und gut ist. Der Traum kam zur richtigen Zeit. Damals war ich an einer Grenze angelangt die als Burnout bezeichnet wird.
"Es ist leichter Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben."