Am Anfang ist immer alles toll und rosarot. Wir sehen so viele wunderschöne Dinge im Partner. Die Liebe fließt, wir geben gerne und die sexuelle Anziehungskraft ist groß. Wir leben eine lebendige Beziehung.
Nach der Verliebtheitsphase passiert etwas Unvermeidliches. Nun sehen wir beim Partner so manches, was uns nicht gefällt. Wir fangen an Forderungen zu stellen, geben und erhalten nicht mehr so freizügig, was wir doch so dringend brauchen. Unsere Sehnsüchte werden nicht mehr erfüllt.
Entweder wir geben uns mit einem mehr oder weniger lieblosen Beisammensein zufrieden oder suchen uns einen neuen Partner, mit dem alles besser werden soll.
Aber es gibt keine richtigen oder falschen Partner für die Liebe. Um Liebe in einer Beziehung dauerhaft leben zu können, braucht es die Bereitschaft, sich selbst und den anderen sein zu lassen, wer und wie wir sind.
Ich sehe mittlerweile Beziehungen als das größte und wertvollste Spielfeld, um uns selbst zu entdecken. Gerade wenn es schwierig wird zu bleiben, den Blick auf unsere eigenen Schattenseiten zu werfen, ist eine Herausforderung und zugleich ein Schatz für unsere individuelle Entwicklung. Es ist ein Schritt zu uns selbst.
Diese unentdeckten Seiten (Schattenseiten) zeigen sich erst in tieferen Beziehungen. Nun können wir davonlaufen, dem nächsten Kick von angehimmelt werden, von angeblich grenzenloser Liebe und Angenommen sein hinterherlaufen und damit verhindern, dass wir uns diesen Schattenseiten stellen müssen. Sie werden uns in der nächsten Beziehung wieder einholen. Denn wir wählen uns immer unbewusst die Partner, die diese Knöpfe drücken, um uns genau zu den Themen zu bringen die dran sind.
Wir haben alle Sehnsüchte, die wir in der Verliebtheitsphase reichlich erfüllt bekommen. Der Partner wird von uns verantwortlich gemacht für die Erfüllung unsere Sehnsüchte. Wir kommen nicht auf die Idee, dass wir unsere eigene Bedürftigkeit auf den Partner projizieren. Wir fangen an Liebe, Nähe, Sexualität, Angenommen sein einzufordern, statt uns unsere Sehnsucht anzuschauen. Es ist unsere Sehnsucht uns selbst zu lieben, anzunehmen, nah zu sein, lustvoll zu sein. Welchen Teil von uns nehmen wir noch nicht an, lehnen wir ab? Wie nah sind wir uns selbst? Sind wir fähig mit uns selbst lustvoll zu sein, unser Leben lustvoll zu genießen? Wir sollten anfangen die Verantwortung selbst dafür zu übernehmen, dann haben wir die Chance eine lebendige Beziehung zu leben.
Wenn eine Beziehung nur da ist, um die beidseitigen Bedürfnisse zu stillen, ist sie früher oder später zum Sterben verurteilt. Die eigenen Sehnsüchte zu spüren und sich einander zu helfen, uns damit ganz anzunehmen, gehört zu einer wirklichen Beziehung dazu.
Paare, die bereit sind, sich immer wieder neu zu begegnen, durch Höhen und Tiefen zu gehen, strahlen Lebendigkeit aus. Sie übernehmen die Verantwortung jeweils für sich selbst, indem sie ihr eigenes Inneres lieben lernen. Anstatt Jemanden zu suchen, der ihre Sehnsüchte erfüllt und sie in ihrer Einsamkeit tröstet, können sie sich aus ihrem Alleinsein – gut mit sich selbst sein, gegenseitig beschenken und bereichern.
"Es ist leichter Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben."