Ich glaube einmal einen Film gesehen zu haben, der so ähnlich hieß. Er handelte vom Krieg, von Streit und Machtkampf zwischen Menschen und Außerirdischen. Diese Metapher oder Assoziation benutze ich jetzt gerade, weil das sehr gut zeigt, was nicht nur im Großen, sondern auch täglich im Kleinen zwischen Menschen geschieht. Spaltung, Kampf und Krieg gibt es im Moment genug in der Welt, in Europa, in unserem Land und doch auch täglich in Beziehungen.
In dem Fantasy-Film damals gab es die zwei Parteien, die Erdenbürger und die Wesen eines fremden Planeten. Die Außerirdischen suchten nach einer neuen Lebensgrundlage, nach einem neuen Platz der ihnen das Überleben sichern sollte. Sie hatten Bedürfnisse nach Nahrung und Rohstoffen. Die Erdenbürger wollten ihre Lebensgrundlage verteidigen. Auch sie wollten natürlich leben, überleben und ihre Bedürfnisse stillen. Im Grunde kämpften beide Parteien darum ihre Bedürfnisse zu stillen und dadurch zu überleben. Im Überlebenskampf gibt es keine Gnade. Das kennt man auch aus der Natur, fressen und gefressen werden.
Zur Natur gibt es noch einen feinen Unterschied. Sie nimmt nur, wenn sie es wirklich dringend braucht. Denkende Wesen leben im Überfluss und haben dennoch oft ein Gefühl von Mangel.
Sehr viel. Es gibt etwas worum gekämpft wird. Das kann etwas Materielles sein, wie ein Haus, Kinder, Geld oder Möbel. Es kann aber auch etwas Ideologisches sein, wie eine Meinung, ein ideologischer Wert oder eine Lebenseinstellung.
Ich bin stets fasziniert zu entdecken, dass Geschichten auf allen Ebenen gleichzeitig geschehen, ob in Filmen, also Fantasie, in der Welt, in Paarbeziehungen oder in Beziehung der eigenen inneren psychischen Anteile. Überall ist es gleich, Streit und Machtkampf, Spaltung, verschiedene Anliegen und Bedürfnisse. In vielen Filmen wird es zum Thema gemacht. Dort können wir es aus unseren Sesseln beobachten, aber es betrifft uns nicht.
Wenn Kampf und Krieg in der Welt geschehen, dann ist es vielen Menschen noch immer fern, weit weg, da sie es nicht am eigenen Leib erfahren, sondern wieder von der Leinwand.
Nun, in der jetzigen Zeit, betrifft es die Menschen real. Spaltung, Streit und Machtkampf geschehen um die Freiheit über das eigene Leben, die eigene Gesundheit und die Unversehrtheit des eigenen Körpers entscheiden zu können. Es gibt zwei Lager. Die Bedürfnisse sind im Grunde sehr ähnlich. Sie wollen Freiheit und Gesundheit. Nur haben sie verschiedene Ansichten, wie man diese Bedürfnisse erfüllt bekommt, wie man Freiheit und Gesundheit erlangt.
Auf der Ebene der persönlichen und nahen Beziehungen belasten und triggern die Meinungsverschiedenheiten über das Erlangen und die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse am meisten und am tiefsten. Was erhoffen sich die meisten Menschen von nahen Beziehungen, vom Partner/in? Es sind eine gute Bindung, Liebe, angenommen werden wie man ist, die Freiheit sich selbst leben zu können, sowie Halt und Sicherheit zu bekommen. Jeder geht mit einer bestimmten Hoffnung und Vorstellung, mit Bedürfnissen in Beziehung. Zu Beginn werden die Geschenke freiwillig getauscht, die Bedürfnisse gegenseitig großherzig erfüllt. Später beginnt der Kampf darum, der Kampf um die „Rohstoffe“.
Jeder Mensch lebt in seiner eigenen individuellen Welt. Diese Welt besteht aus vielen Ansichten und Glaubenssätzen, die man sich in der Kindheit aneignet, die von Generation zu Generation weitervermittelt werden, die gesellschaftlich vorgeschrieben sind und die durch durchlebte Traumata und Krisen gestaltet werden. Es sind zwei verschiedene Welten, die in einer Beziehung aufeinandertreffen. Oft gibt es sehr ähnliche Bedürfnisse, jedoch verschiedene Muster und Ansichten wie diese zu erreichen sind. Das Gefühl von Mangel und die Angst nicht genug zu haben, schüren das Feuer der Aggression, Streit und Machtkampf.
Meistens sind es Bedürfnisse, wie gehört, akzeptiert, verstanden und angenommen zu werden. Im Strudel dieser tiefen Bedürfnisse vergessen Menschen allerdings diese nicht nur zu fordern, sondern auch dem Gegenüber zu gewähren und zu schenken. Auf der Suche nach der Erfüllung der eigenen Bedürfnisse, im Gefühl des absoluten Mangels und der Angst nicht genügend zu haben, hören Menschen die andere Seite nicht mehr. Sie trennen sich selbst, spalten sich selbst ab, um die eigene Ansicht der Welt zu schützen, zu erhalten und durchzusetzen. Entweder sie gehen in den Kampf oder in den Rückzug. Beides ist für eine Beziehung nicht vorteilhaft.
So begegnen sich in einer Beziehung vielleicht zwei Menschen, in vielen gleich, doch in manchen verschieden. Der eine glaubt an die Schulmedizin und vertritt deren Ansichten, der andere glaubt und lebt die Naturmedizin. Wenn nun beide Seiten stur bei ihrer Sicht, was wohl Heilung bewirken kann, bleiben und sich nicht für die andere Seite, dessen Weltsicht, ihre Bedenken und Zweifel interessieren, dann kommt es zum Kampf. Jeder will Recht haben. Doch hier gibt es kein Recht. Es gibt lediglich zwei verschiedene Meinungen, Glauben und Weltsichten. Beide sind weder richtig noch falsch. Wenn Ansichten zu weit auseinandergehen sind sie wie zwei Poole, wie Plus und Minus, zwei Extreme. Es findet sich keine Mitte. In diesem Beispiel wäre eine Mitte natürlich vortrefflich, denn wenn Schulmedizin und Naturmedizin zusammen wirken ist das eine große Kraft. Doch gibt es gerade zwischen diesen zwei Lagern harte Kämpfe, sozusagen Überlebenskämpfe.
Streit und Machtkampf entstehen also, weil es zwei Lager, zwei Poole, zwei Glaubenssysteme, zwei Ansichten, zwei verschiedene Welten gibt. Jeder hat das Gefühl, dass seine Welt die richtige ist und kämpft darum.
Das Wichtigste und Beste: „Werde dir klar, dass es nicht die eine Wahrheit gibt, dass deine Sicht der Welt erst einmal allein deine Sicht ist und es noch weitere Sichtweisen und weitere Glaubenssysteme gibt, die ebenfalls ihre Berechtigung haben. Du solltest begreifen, dass die Realität, die du wahrnimmst aus deinem Inneren heraus entsteht. Sie entsteht aus den Erfahrungen deiner Vergangenheit, aus deiner Erziehung, aus dem Glaubenssystem deiner Familie, deiner Eltern und Vorfahren, aus gesellschaftlichem Denken. Aus all diesem wird deine Sicht der Welt zusammengesetzt und alles was da nicht reinpasst wird abgelehnt und als falsch verworfen.
Vielleicht nimmst du dir ein wenig Zeit und schaust einmal in deine Vergangenheit, in deine Kindheit und Jugend, deine Familie und erkundest welche Werte und welcher Glaube dir mitgegeben oder auch anerzogen wurde. Was wurde abgelehnt, als falsch oder verwerflich erklärt? Wie bist du aufgewachsen? Was haben dir deine Eltern, Großeltern und Lehrer vorgelebt?
Bist du gerade in einer Beziehung könnt ihr das auch gemeinsam erkunden, um festzustellen wie verschieden oder auch ähnlich manches war. Das gibt euch die Erkenntnis und das Verständnis für die Andersartigkeit des Partners. Es ermöglicht euch einen Einblick in die andere Welt und eröffnet die Möglichkeit die eigene Sicht zu erweitern.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Film „Die Truman Show“ mit Jim Carrey. Hier sieht man genau, dass Menschen an das glauben was ihnen in der Kindheit vermittelt wurde. Der Hauptdarsteller lebt seit seiner Geburt in einer, von der Filmindustrie, finanzierten und gestalteten Welt. Diese Welt hat für ihn Grenzen, die er nicht überschreiten kann. Er glaubt daran, dass es nur diese eine Welt gibt, da er es so gelernt und vermittelt bekommen hat. Truman wird 24 Stunden am Tag von Kameras beobachtet und sein Leben sozusagen live übertragen, was er natürlich nicht weiß. Erst als er 29 Jahre alt ist und plötzlich eine Kamera, die einen Stern darstellen soll, vor ihm auf den Boden fällt, kommt er in Zweifel und hinterfragt. In diesem Film sieht man sehr gut, wie fest und fast unzerstörbar Glaubenssysteme wirken, bis etwas unvorhersehbares geschieht. Die eigene Sicht auf die Welt hat Grenzen, die nicht infrage gestellt werden.
Du musst nicht erst warten bis etwas unvorhersehbares geschieht. Du kannst deine Weltsicht erweitern, indem du anfängst dich für andere Sichtweisen zu interessieren und sie nicht von vornherein ablehnst. Es gibt ein Geschenk in der anderen Sicht, im anderen Pol, dass du nur entdecken kannst, wenn du anfängst dich dafür zu öffnen.
Sich für die andere, doch so fremd erscheinende Welt zu öffnen, ist in vielen Fällen nicht so einfach. Es erfordert die eigene Komfortzone zu verlassen und sich auf unbekanntes Terrain zu wagen. Da gibt es Grenzen. In der ganz eigenen, individuellen Welt und Weltsicht zu leben bewahrt ein Gefühl von Sicherheit. Das Unbekannte macht eher Angst. Deshalb kämpfen Menschen um ihre Sicht der Welt, um ihr „Recht haben“.
Dabei entstehen ziemlich schnell Gefühle von nicht gehört werden, nicht verstanden werden, sich rechtfertigen oder überzeugen zu müssen. Beide drängen wahrscheinlich darauf, dass der Andere doch bitte versteht. Aber warum ist das so wichtig, dass mein Gegenüber versteht? Selbst wenn er das kann, heißt das nicht, dass er seinen Standpunkt ändert.
Es sind alte Geister, alte innerpsychische Anteile, die endlich verstanden werden wollen, die Sehnsucht haben, dass die eigene Wirklichkeit Bestand hat und wertgeschätzt wird.
Es sind innere Kinder, die damals wenig oder nie Recht haben durften, denen Erwachsene oft gesagt haben, dass ihre Wahrnehmung nicht in Ordnung, nicht richtig ist. Sie haben sich angepasst, sind der Weltsicht der Eltern und der Gesellschaft gefolgt, haben diese übernommen und ihre eigene verlassen. Doch nun kämpfen sie für ihre Wahrhaftigkeit. Diese Persönlichkeitsanteile (Innere Kinder) wollen es nie wieder erleben, dass ihnen jemand die eigne Weltsicht verbietet oder auszureden versucht.
Auch dein Inneres Kind möchte gesehen und verstanden werden und zwar von dir selbst, von deinem Erwachsenenanteil. Es möchte, dass du siehst und spürst, wie es damals (in der Kindheit) für die Kleine oder den Kleinen war, was es alles erlitten und durchgemacht hat, wie es gekämpft hat und vielleicht aufgeben und sich anpassen musste. Es möchte, dass du es schützend in deine Arme nimmst, es bejahst und verstehst.
Dein Inneres Kind ist eins deiner Persönlichkeitsanteile. Als ganze Person hast du viele Persönlichkeitsanteile, so auch einen Erwachsenenanteil. Das zu wissen ist ein erster und sehr wichtiger Schritt. Sobald dein Gegenüber an deiner Sicht zweifelt, sie sogar in Frage stellt, übernimmt dein Inneres Kind und fängt an zu kämpfen. Wenn dir das bewusst wird, kannst du aus der Situation, aus dem Kampf aussteigen, denn dann ist dir auch wieder bewusst, dass es nicht die eine Wahrheit gibt, sondern verschiedene Sichtweisen. Dadurch wird es dir möglich, dich etwas mehr für die Sicht des anderen, für die noch unbekannte Welt zu interessieren, diese ein wenig zu erforschen und dein Gegenüber ein bisschen besser zu verstehen.
Erst wenn wir anfangen uns gegenseitig für unsere differenzierten Sichtweisen, Glaubenssysteme und die damit einhergehenden Gefühle zu interessieren, sie versuchen zu verstehen, erst dann werden wir ein empathisches Miteinander, statt Gegeneinander erreichen.
Damit wir dazu fähig werden, sollten wir anfangen die eigene innere Welt und vor allem unsere eigenen verletzten Anteile zu erkunden und diese zu heilen, denn sie stehen im Weg, an der Grenze, um empathisch und offen auf den anderen zuzugehen.
"Es ist leichter Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben."